Ein Stück Paradies, …

Gletscher prägen ihre Landschaften und geben ihnen, wie hier in der Berninaregion, ihren unverwechselbaren und einmaligen Charakter. Gletscherlandschaften sind reich an verschiedenen Formen und Mustern, sodass es immer etwas zu beobachten und entdecken gibt.

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Begriffe Gletscher

Grafik Morteratsch

A: Nährgebiet

Im Nährgebiet schmilzt der Schnee auch im Sommer nicht vollständig ab, der Gletscher bleibt hier das ganze Jahr über schneebedeckt. Im Laufe der Jahre verdichtet sich der Schnee immer mehr und wandelt sich so zu Gletschereis um. Im Nährgebiet entsteht also neues Eis, der Gletscher legt hier an Masse zu.

B: Zehrgebiet

Im Zehrgebiet schmilzt der Schnee im Laufe des Sommers vollständig ab. Der Wärme und der Sonne schutzlos ausgeliefert, beginnt in der Folge auch das Gletschereis zu schmelzen. Der Gletscher verliert im Zehrgebiet also an Masse.

C: Gleichgewichtslinie

Die Gleichgewichtslinie trennt das Nähr- vom Zehrgebiet. Hat die Schneegrenze Ende Sommer ihre höchste Position erreicht, entspricht sie der Gleichgewichtslinie. So unterschiedlich wie die Wetterverhältnisse von Jahr zu Jahr sein können, so stark schwankt auch die Position der Gleichgewichtslinie. Da sie die Grösse des Nähr- als auch des Zehrgebiets bestimmt, gibt die Gleichgewichtslinie einen Hinweis zur Massenbilanz des laufenden Jahres. Würde der Gletscher im Nährgebiet gleichviel neues Eis bilden, wie er im Zehrgebiet verliert und hätte somit eine ausgeglichene Massenbilanz, müsste mindestens die Hälfte der Gletscherfläche während des ganzen Jahres mit Schnee bedeckt bleiben.

D: Gletschertor

Beim Gletschertor verlässt das Schmelzwasser den Gletscher. Hier beginnt der Gletscherbach. Auf der Gletscheroberfläche bilden sich an warmen Tagen zahlreiche kleine Wasserläufe, die irgendwann in eine Spalte stürzen und ihren Weg am Gletscherbett, also zwischen Gletscher und Untergrund, fortsetzen. Meistens kommt bis zum Gletschertor bereits eine beachtliche Wassermenge zusammen.

E: Gletscherbach

Er beginnt beim Gletschertor, wo er den Gletscher verlässt. Typisch für einen Gletscherbach ist seine milchige Färbung. Sie kommt vom vielen Gesteinsmehl, das im und unter dem Gletscher anfällt. Daher nennt man das Schmelzwasser eines Gletschers auch Gletschermilch.

F: Gletschervorfeld

Das Gletschervorfeld erstreckt sich von der aktuellen Gletscherzunge abwärts bis zur Position, welche der Gletscher bei seinem letzten Höchststand um 1860 innehatte. Es ist eine "junge" und karge Landschaft, die aus lockerem Geröll und Felsen besteht. Doch die Pflanzen beginnen schon kurze Zeit nach dem Abschmelzen des Eises, die neu entstandenen Flächen zu besiedeln. Sind es gegen die Gletscherzunge hin nur einzelne hochspezialisierte Pionierpflanzen, präsentiert sich im unteren Teil des Vorfeldes Morteratsch bereits der typische Lärchen-Arven-Wald.

G: Mittelmoränen

Die Mittelmoränen beginnen dort, wo sich zwei Gletscher vereinen oder wo das Eis einen Felsen umfliesst. Sie bilden sich aus den Steinen, die aus den Felswänden auf den Gletscher stürzten. Die Mittelmoränen treten als lange, schmale Bänder in Erscheinung, die das Fliessen des Gletschers nachzeichnen. Die geschwungenen Mittelmoränen auf dem Persgletscher kann man von der Diavolezza aus gut beobachten.

H: Ufermoräne von 1860

Während der sogenannten "Kleinen Eiszeit" stiessen die Alpengletscher das letzte Mal kräftig vor. Sie erreichten zwischen 1850 und 1860 ihren Höchststand. Die mächtigen Ufermoränen markieren noch heute den damaligen Gletscherrand an den seitlichen Talflanken. Sie lassen uns erahnen, wie mächtig der damalige Gletscher war.

I: Hängegletscher

Die Hängegletscher kleben Eisbalkonen gleich in den steilen Felsflanken und sind gut an ihrer senkrechten Abbruchfront zu erkennen. Dank ihrer Höhenlage schmelzen sie kaum und wachsen stetig, doch das zunehmende Gewicht wird ihnen zum Verhängnis. So brechen immer wieder kleinere oder grössere Eismassen ab. Typische Hängegletscher befinden sich am Piz Palü, am Piz Bernina und am Piz Morteratsch.

J: Querspalten

Gletschereis ist plastisch und fliesst unter dem Einfluss der Schwerkraft langsam talwärts. Befindet sich unter dem Gletscher eine Felsstufe, reisst die Oberfläche zu Querspalten auf, da sich das Eis im steileren Bereich etwas schneller bewegt als oberhalb der Stufe. Wie es der Name sagt, liegen diese Spalten quer zur Fliessrichtung des Gletschers. Unterhalb der Stufe verringert sich die Fliessgeschwindigkeit wieder, so dass sich die Spalten wieder schliessen.

K: Längsspalten

Sie entstehen ähnlich wie die Querspalten, liegen aber längs zur Fliessrichtung. Typischerweise bilden sie sich, wo der Gletscher nach einem Engpass breiter wird.

L: Seracs

Als Seràcs bezeichnet man die Eistürme, die entstehen, wenn sich Quer- und Längsspalten kreuzen. Dies ergibt oft ein chaotisch anmutendes Spaltengewirr. Die Eistürme sind sehr instabil und stürzen meistens nach kurzer Zeit ein.

M: Randspalten

Die Randspalten reissen auf, weil der Gletscher am Rand durch die starke Reibung gebremst wird, gleichzeitig aber der mittlere Teil des Gletschers schneller fliesst.

N: Bergschrund

Der Bergschrund ist die oberste Gletscherspalte. Offiziell gilt der Bergschrund als der Anfang oder der höchste Punkt des Gletschers, denn ab hier beginnt das Eis zu fliessen. Oft sieht man den Bergschrund als feines Band wenig unterhalb der Gipfel oder Felswände.

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